Christine in Thailand

Sunday, April 16, 2006

Frohe Ostern und ein gutes Neues Jahr 2549

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, befinde ich mich in einem buddhistischen Land. Nach buddhistischem Kalender befinden wir uns im Moment noch im Jahr 2548. Dies ändert sich aber von Sonntag auf Montag, denn da feiern die Buddhisten ins Neue Jahr. Alles Gute zum Neuen Jahr und Frohe Ostern! Von Ostern ist hier nicht viel zu spüren und dabei gibt es auch in Thailand und unter den Burmesen einige Christen. Sie zwar Baptisten, aber soweit ich weiß, feiern die auch Ostern.
Ansonsten scheint in Mae Sot seit Dienstag der Ausnahmezustand ausgebrochen zu sein und ich wage mich mittlerweile untertags schon gar nicht mehr auf die Straße, um nicht schon wieder komplett von Kopf bis Fuß bis auf die Haut naß gemacht zu werden. Die meisten Geschäfte haben geschlossen und keiner scheint zu arbeiten. So gut wie jeder steht vor seinem Haus oder ist mit einem Pick Up unterwegs, um die vorbeikommenden Menschen mit ihren Gartenschläuchen zu bespritzen oder sie eimerweise in manchen Fällen sogar mit eiskaltem Wasser zu bewerfen oder zu begießen. Die Kids mit ihren riesigen Wasserpistolen oder ihren kleinen Eimern sind ja echt lustig und ich freue mich immer mit ihnen, wenn sie jemanden naß gespritzt haben, aber um so älter sie werden, um so verrückter scheinen sie zu werden. Ich gehe mal schwer davon aus, daß der Alkohol noch den Rest dazu beiträgt. Am Freitag habe ich mich dann aber doch aus dem Haus gewagt und bin mit ein paar Leuten zur Grenze gefahren, um dort burmesische Boxkämpfe anzuschauen. Dieses Mal schien der Anlaß Song Kran gewesen zu sein und so fanden diese Woche auch jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten Boxkämpfe statt. Abgesehen davon, daß wir triefend naß dort ankamen und der Zustand nicht unbedingt zu meinem Wohlbefinden beigetragen hat, war ich sehr gespannt endlich mehr von der burmesischen Tradition kennenzulernen. Der Unterschied zwischen Thai-Boxing und Burmese-Boxing ist, daß die Thais mit und die Burmesen ohne Handschuhe boxen. Ob es wirklich brutaler ist, würde ich hiermit ganz klar verneinen wollen. Ich persönlich fand es nicht sehr brutal. Ich fand es sehr spannend die normalerweise doch sehr stillen und oftmals zurückhaltenden Burmesen in Aktion sowohl auf der Bühne als auch im Publikum zu erleben. Im Vergleich zu andern Volksgruppen aus Burma sind die Burmesen zwar die am aggressivsten auftretenden Menschen, dennoch habe ich sie noch selten so in Rage erlebt. Auf dem Weg nach Hause hatte ich dann an diesem Tag das vierte Mal in Folge das Vergnügen bis auf die Haut naß gemacht zu werden und es war dann doch eine Wonne zu Hause sein zu können. Ab heute Abend ist dann alles vorbei und der Ernst des Lebens beginnt auch wieder in Mae Sot…

Monday, April 10, 2006

Ein Wochenende in Chiang Mai

Nachdem ich fünf ganze Tage viel Natur, frische Luft und Kleinstadtleben von Mae Hong Son in vollen Zügen genießen durfte, hat es mich dann doch noch einmal in die „Großstadt“ Chiang Mai verschlagen. Na ja, jetzt mal unter uns: Chiang Mai ist nicht wirklich ne Großstadt, aber es ist zumindest die zweitgrößte Stadt Thailands und mit Sicherheit die größte Stadt im Norden von Thailand. Soweit so gut und zudem ist sie eigentlich auch ganz nett mit ihrem Kanal und den Überbleibsel einer richtigen Stadtmauer. Der Nachtmarkt ist auch recht spannend und der Tourist an sich kann dort Unmengen an Geld ausgeben. Ganz zum Leidwesen meines lieben Vaters, der das letzte Mal fast wahnsinnig mit seiner kaufsüchtigen Tochter geworden ist. Diesmal habe ich nicht ganz so viel Geld ausgegeben, aber ein blau-graues Chang-T-Shirt, ein Paar Birkenstock-Schuhe und drei Filme waren es dann doch. Kann ich was dafür, daß die Sachen hier so billig und noch dazu echt schön sind. Ich war dann natürlich auch am Sonntag am weltbekannten Sonntagsmarkt um das Tapae Gate, aber außer eine wohltuende Fußmassage und ein paar Kleinigkeiten zum Abendessen, habe ich mir dort nichts gekauft. Das war dann sogar für meine Sinne definitiv zu viel des Guten und mir ist die Lust am Einkaufen redlich vergangen. So viele Stände mit den unterschiedlichen Klamotten, Schuhen, Taschen, Geldbeutel, Tagesdecken, Schmuck, Gemälden und so weiter und so weiter, habe ich wirklich noch nie in meinem Leben gesehen. Dort kann ich echt jeden Mann gut verstehen, wenn ihm die Lust am Einkaufen restlos vergeht und lieber in einer der umliegenden Kneipen mit Klimaanlage ein kaltes, spritziges Bier trinken geht. Bin ich dann auch und habe mir dabei englisches Fußballspiel angeschaut. Aber abgesehen von Einkaufen und Bier trinken, habe ich natürlich auch ein bißchen Sightseeing gemacht und bin mit dem Fahrrad zum Doi Suthep und weiter bis zu dem 4 Kilometer entfernten Phu Ping-Palast geradelt. Guter Dinge, ausgestattet mit zwei Liter Wasser und einem funktionstüchtigen Mountainbike, fuhr ich zuerst auf der viel befahrenen Bundesstraße in Richtung Nordwesten zum Zoo von Chiang Mai entlang, die dann in die etwas ruhigere, aber auch steilere Straße zum Doi Suthep mündete. Recht und links Natur, hin und wieder ein Songtoul und vor mir die endlose Teerstraße mit ihren Serpentinen. Es wurde heißer und heißer und mein Wasser wurde weniger und weniger, nichtsdestotrotz ließ ich mich nicht beirren und radelte zielstrebig meinem Ziel entgegen. Nach ungefähr zwei Stunden war ich an meinem ersten Ziel dem Doi Suthep angekommen und zu meinem eigenen Erstaunen war es mir gelungen, abgesehen von den letzten 200m die ganze Strecke wirklich zu radeln. Dort kaufte ich mir erst mal zwei Liter Wasser, ein erfrischendes Tonic Water und eine kleine Flasche ACL, um auch noch die letzten vier Kilometer zum Palast radeln zu können…
Da der Palast aber nicht unbedingt sehenswert ist und ich auch nicht unbedingt den schönen Garten um den Palast sehen mußte, beschloß ich zu einem schönen Aussichtspunkt zu radeln, dort eine längere Mittagspause einzulegen und mir dann anschließend den Doi Suthep anzuschauen. Die Tempelanlage ist der Wahnsinn! Überall glänzt und funkelt es und man hat das Gefühl sich in einer riesengroßen Schatzkammer voller Gold und Edelsteinen zu befinden. Zu meiner Freude stellte ich zum zweiten Mal fest, daß dieser Tempel ein beliebtes Ausflugsziel viel Thailänder ist und nicht unbedingt eine große Touristenattraktion darstellt. Nachdem ich endlos viele Fotos geschossen, mich in dem ein oder anderen Tempel umgeschaut hatte und dort die Stille genießen durfte, habe ich mir mein Fahrrad geschnappt und bin wieder zurück nach Chiang Mai geradelt…

Wednesday, April 05, 2006

Fahrrad fahren und Trekking in Mae Hong Son

Abgesehen von dem Festival haben wir die Gelegenheit genutzt ein bisschen die Umgebung von MHS mit dem Fahrrad zu erkunden und wandern zu gehen. Gestern Nachmittag sind wir dann mit dem Fahrrad in Richtung Pai gefahren. Zuerst die huegelige Bundesstrasse runter und wieder rauf, an Makrophen, Zypressen und Gummibaeumen vorbei und schliesslich sind wir links abgebogen und sind den Schildern in Richtung einiger kleiner etwas abgelegener Doerfer geradelt. Die Landschaft ist wunderschoen hier und ich bin immer wieder von den riesengrossen Baumblaettern fasziniert, die sie fuer ihre Daecher verwenden. Zur Abwechslung ging es dann auch mal abwaerts und die Hitze war fuer einige Minuten kaum spuerbar. Ich genoss den kalten Fahrtwind und die ruhige und friedliche Natur Thailands. Wir radelten durch kleinere Shan-, Karen und Karenni-Doerfer sowie durch ein chinesisches Dorf und schauten uns interessiert um. Je weiter man in den Norden von Thailand kommt, um so mehr verschiedene ethnische Minderheiten sind hier zu finden. Abgesehen von Shans, Karen, Karenni und Chinesen, leben im Norden von Thailand auch Lisus, Akhans, Mhong, Lahu und Lua, die entweder zum groessten Teil von Burma oder Laos gefluechtet sind...
90% der Bevoelkerung von Mae Hong Son und Umgebung ist Shan, ganz im Gegensatz zu Mae Sot, wo hauptsaechlich Karen leben. Es ist wie so oft nicht offensichtlich und erst, wenn man mit den Menschen ins Gespraech kommt und ihnen die noetige Aufmerksamkeit widmet, bekommt man die interessante und nicht selten genug schockierende Geschichten - Lebensgeschichten erzaehlt...
In Mae Hong Son selbst kommt man den vielen Trekking Tour Bueros kaum aus und es klingt ja auch sehr interessant sich Bergdoerfer und die jeweiligen Bewohner hautnah anschauen zu koennen. Oftmals werden diese Menschen in den Bergdoerfern aber fuer den Tourismus missbraucht und bekommen nur einen Bruchteil von dem Geld, wenn ueberhaupt, was ihnen rein theoretisch zu stehen wuerde. Also, warum mit einem Trekking Tour Buero, wenn die Doerfer auch auf eigene Faust zu finden sind und wir das Geld somit direkt an den Mann oder an die Frau bringen konnten.
Nichtsdestotrotz wollte ich aber dennoch ein bisschen durch die Natur Thailands wandern und mich zur Abwechslung mal wieder so richtig bewegen. Leider gibt es aber hier keine richtigen Karten und so ganz alleine auf eigene Faust, war mir dann doch zu riskant. Kurz entschlossen habe ich dann gestern eine Trekking Tour ohne die Besichtigung eines Dorfes gebucht. Ich war die einzige und so war es kein grosses Problem die Tour nicht wie sonst um 9 Uhr zu beginnen, sondern schon um 7 Uhr. Um kurz nach 7 Uhr ging es dann mit dem Motorrad in Richtung Berge zu einem Karen-Dorf, von dem wir losmarschiert sind. Alle Touristen wollen erst um 9 Uhr los, sagte mein Fuehrer und fragte mich etwas vorwurfsvoll, warum ich denn schon unbedingt um 7 Uhr los wollte. Ich sagte, um so spaeter wir loskommen, um so heisser ist es und ehrlich gesagt, hatte ich in diesem Punkt nicht ganz unrecht. Ich war dennoch nicht unbedingt gluecklich, da er vor 7 Uhr noch kein gescheites Mittagesssen am Markt kaufen konnte und die Restaurant noch geschlossen hatten. Na ja, wir sind dann aber doch zu Fuss auf einem schmalen Trampelpfad vorbei an Bananenbaeumen und ausgetrockneten Reisfeldern zu einem wasserreichem Bach gelaufen. Von dort aus sind wir dann den Bach fuer 2-3 Stunden gefolgt. Zum Teil sind wir rechts oder links neben dem Bach entlang gewandert, zum Teil auch im Bach. Eine richtig interessante Bachbettbegehung mitten in den Bergen von Thailand. Das Wasser war klar und kuehl und die Stroemung war an manchen Stellen so stark, dass ich einige Male fast das Gleichgewicht verloren habe. Rechts und links neben dem Bach wuchsen riesengrosse Makrophen, Zypressen und Gummibaeume und das unverkennbare Geraeusche der Zypressen war kaum zu ueberhoeren. Einmal hoerten wir sogar fuer einige Zeit einen Gibbon schreien und hin und wieder entdeckten wir riesengrosse, unterschiedlich farbige Spinnen in ihren Netzen oder viele bunte Schmetterling herumfliegen. Je weiter wir dem Bach folgten und in die Naehe des zweiten Karen-Dorfes kamen, das 5-6 Stunden zu Fuss von unserem Ausgangspunkt entfernt liegt, trafen wir auch einige Karens, die Lebensmittel und Baumaterial in das andere Dorf trugen. Auf dem Rueckweg begegneten uns sogar einige Fluechtlinge und mein Fuehrer erzaehlte mir, nachdem er mit ihnen geredet hatte, dass sie vor 3 Tagen aus Burma gefluechtet sind und versuchen in Mae Hong Son Arbeit zu finden. Unterwegs hielten wir auch einige Male an und er schnitzte mir aus Bamboo eine Trink- und Essensschale und einen Loeffel. Als wir gerade Mittagspause machten, kam ein aelteres Karen-Ehepaar und gesellt sich zu uns. Der Mann machte Feuer, schnitzte aus Bamboo ein Trinkgefaess und holte von einem kleinen Bach Trinkwasser. Waehrenddessen sich die Frau, etwas weiter von unserem Rastplatz enfernt, aus Bamboo eine Pfeife schnitzte und sich dann wieder zu uns gesellt, um am Feuer zu rauchen.
Es war super und ich kam mir nicht vor wie ein Besucher im Zoo. Hat man Glueck und trifft man auf Menschen in den Bergdoerfern oder in den Bergen, ist es immer wieder ein Abenteuer ihnen bei ihren Taetigkeiten zu zu sehen. Leider sind sie oftmals sehr scheu, aber auch sehr gastfreundlich und stolz auf ihre Traditionen. In dem Karen-Dorf hatte ich dann sogar die Gelegenheit einer Karen-Frau beim Weben zu zusehen und ich war sehr ueberrascht wie sie mit sehr wenigen Materalien tolle Stoffe mit unterschiedlichen Mustern weben koennen...

Poi Sang Long Festival

Jedes Jahr Ende Maerz/Anfang April, wen die Sommerferien anfangen, findet in Nordthailand und im speziellen in Mae Hong Son und Umgebung das Poi Sang Long Festival statt. Einige Jungs zwischen 5 und 12 Jahre haben die Moeglichkeit in den Sommerferien mindestens 7 Tage oder laenger ins Kloster zu gehen, um sich dort dem buddhistischem Alltagsleben und den heiligen Schriften zu widmen. Aus diesem Anlass bekommen sie ihre Haare abrasiert, werden festlich geschminkt und mit bunten und goldverzierten Gewaendern wie kleine Prinzen angezogen und Blumen-Kopfschmuck versehen, um sich dann von den Vaetern, aeltern Bruedern oder Onkeln durch die Strassen der jeweiligen Doerfer oder Staedte im Rahmen eines grossen Festumzugs zu tragen. Mit lauter Musik, vielen unzaehligen Sach- und Geldspenden fuer das jeweilige Kloster gehen die Verwandten und Freunde voraus, um ganz im buddhistischem Brauch dem Kloster die noetige Aufmerksamkeit und Respekt zu demonstrieren. Anschliessend gibt es fuer die ausgehungerten Gaeste ein grosses Festessen im Tempel...

Die Fahrt nach Mae Hong Son

Am Sonntag gegen 9 Uhr, nachdem ich eine Stunde am Busbahnhof in Mae Sot gewartet hatte, ging es endlich mit einem ueberdachtem Pick-Up die hueglige und kurvige Bundesstrasse in Richtung Mae Sariang los. Wir fuhren an Reisfeldern, kleinen Siedlungen, Mango- und Papayaplantagen vorbei, immer an der Grenze zu Burma entlang. Die Landschaft dort ist wunderschoen und es hat mir sehr wenig ausgemacht mit dutzenden von Burmesen, Karen und dem ein oder anderen Thai im hinteren Teil des Pick-Ups zu sitzen und mir den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Nach ca. zwei Stunden kamen wir zu dem groessten Fluechtlingslager an der Thai-Burma-Grenze namens Mae Lha vorbei und es stiegen einige neue Passagiere zu. Mich hat es mittlerweile schon gar nicht mehr gewundert, wie der Pick-Up mit so viel Gewicht ueberhaupt noch die Paesse hochkommt und habe es noch nicht einmal gewagt daran zu denken mich zu bewegen, um nicht der alten Karen-Frau vor mir am Boden oder einem der Maenner neben mir auf die Fuesse zu treten. Die Stimmung war ausgelassen und froehlich und es machte mir nichts aus, dass es ansonsten heiss, eng und unbequem war. Nach weiteren 4 Stunden erreichten wir Mae Sariang und es dauerte nicht lange und der Bus nach Mae Hong Son kam. So gegen 21.30 Uhr, mit einem Zwischenstopp von zwei Stunden aufgrund einer Reifenpanne, kam ich schliesslich und endlich in Mae Hong Son an. Vom Busbahnhof lief ich direkt zu einem sehr netten und etwas ausserhalb gelegenen Guesthouse namens Pana Huts. Das Guesthouse besitzt sehr schoene rustikal eingerichtete Holzhuetten in einem wunderschoenem tropischen Garten und die Guesthousebesitzerin namens Thai ist sehr nett und spricht sehr gut englisch.
Per Zufall lernte ich gleich an meinem ersten Abend in Mae Hong Son Nang kennen, die mit ihrem englischen Freund namens Alan, ein kleines, aber feines Restaurant in Mae Hong Son betreibt. Die beiden waren so freundlich mich am naechsten Tag zu einem Festival ausserhalb von MHS auf dem Motorrad mitzunehmen...